Werden wir immer dümmer oder haben wir nur vergessen, wie richtiges Lernen funktioniert?

 

Planen, Jäten. Säen – was Wissenserwerb mit Gartenarbeit zu tun hat. 

„Werden wir immer dümmer?“ fragt DIE ZEIT in der Ausgabe 14/2019 und befasst sich mit dem sinkenden Intelligenzquotienten in vielen westlichen Ländern. Nachdem die Menschen in den untersuchten Industrienationen von Generation zu Generation einen immer höheren IQ erreicht hatten, fällt dieser aus unterschiedlichen Gründen seit einigen Jahren wieder. Wissenschaftler beobachten abnehmende Gehirnfähigkeiten.  

             

Alfred Binet, der Erfinder des IQ -Test würde den Aussagen dieses Artikels vermutlich zustimmen. Binet, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris forschte, war ein Verfechter der Annahme, dass Gehirn ist bis ins hohe Alter hinein formbar sei und sowohl Gedächtnis, als auch Konzentration und Urteilsfähigkeit sich mit Übung und Methode ständig weiterentwickeln können. Der Psychologe warnte geradezu davor anzunehmen, die Intelligenz sei eine unveränderliche Größe. In seinem Buch Die neuen Gedanken über das Schulkind“ schreibt er: „ Einige moderne Philosophen behaupten, die Intelligenz sei eine feste Größe, die sich nicht verändern lässt. Wir müssen uns vor diesem brutalen Pessimismus hüten und dagegen angehen.“Die Rede ist vom systematischen Aufbau und der Weiterentwicklung der mentalen Fähigkeiten. Im Umkehrschluss kann der Intelligenzquotient aber auch, zum Beispiel mangels Anregung, wieder sinken. 

Aber nun zur guten Nachricht. Es ist noch nicht zu spät, die große Misere abzuwenden. 

Die Erfassung des IQ ist ein sehr komplexer Vorgang und noch längst nicht komplett erforscht. Zumal wir inzwischen von einem ganzen Strauß an Fähigkeiten sprechen, wenn es um Intelligenz geht. Kognitive Intelligenz, emotionale Intelligenz, praktische Intelligenz, moralische Intelligenz, kreative Fähigkeiten- um nur einige dieser bedrohten Spezies zu benennen. Um es auf den Punkt zu bringen: Intelligenz ist schlussfolgerndes Denken, gepaart mit der Fähigkeit, Wissen und Kompetenzen aus den verschiedensten Lebensbereichen zur Entfaltung zu bringen.  

Lernen ist wie Gärtnern im eigenen Garten

Jeder Mensch ist in der Lage, sein Gehirn zu trainieren. Stellen Sie sich Ihr Gehirn als Garten vor. Sie sind der Gärtner und durch Lernen gestalten Sie Ihren ganz persönlichen Lieblingsgarten. Dazu brauchen Sie eine Grundausrüstung, das Werkzeug, und einen Plan, wie Sie Ihren Garten nutzen wollen. 

Durch Lernen können Sie diesen Garten zum Blühen bringen. Dazu braucht es drei einfache Mittel, die jeder Mensch anwenden kann:

  1. Den Entschluss, sich für Schönheit und Wachstum zu entscheiden.
  2. Den Willen Unkraut zu entfernen, die Erde vorzubereiten und überflüssige und störende Platzhalter rauszuwerfen.                                                                                                     Auf das Lernen übertragen bedeutet das, sich von störenden und hemmenden Glaubenssätzen zu befreien, wie: „Das geht bei mir nicht,“ „Ich hab noch nie Mathe gekonnt“,  „Das Lernen ist mir vergrault durch die Schule“, „Ich habe nicht gelernt zu lernen“ oder „Ich bin jetzt zu alt dazu“ und so weiter. Diese Glaubenssätze gehören erkannt, entsorgt und auf den Kompost geworfen. Dort können sie zu guter Erde verwandelt werden.
  3. Säen und Pflanzen setzen: Wählen Sie Lerninhalte, die Ihr eigenes Leben bereichern. Aktivieren Sie Ihr Vorwissen und verbinden Sie neue Inhalte damit. Eine Sprache lernen macht Spaß, wenn schon einige Vokabeln bekannt und vorhanden sind. Dabei ist Interesse die beste Unterstützung für Konzentration. Und einfache Gedächtnistechniken unterstützen die Abrufbarkeit der neuen Inhalte. 

Probieren Sie es einmal aus und machen Sie sich an die Gehirn-Gartenarbeit. Sie werden sehen, schon bald können Sie die ersten Früchte ernten.